Der Einschätzung des Fechtlehrers nach war Cians Sohn weit zu jung, um den Umgang mit einer Klinge bereits zu erlernen. Zumindest ordentlich zu erlernen. Der Magistrat selbst sah das natürlich anders. Man konnte nie früh genug lernen. Auch sein Sohn nicht.
Eine Weile beobachtete er nun schon das Training seines Erstgeborenen. Er machte gute Fortschritte. In ein paar Jahren wäre er zweifelsfrei gut mit der Klinge. Könnte sich verteidigen. Kämpfen. So, wie es zu sein hatte. Er würde sich vor keinem Duell fürchten müssen. Ganz wie sein Vater.
Am Ende der Stunde kam der Fechtmeister auf Cian zu. In Waffen. Einer der wenigen Fremden, die auch innerhalb der Mauern eine Waffe führen durften. Dann wiederum, als Fechtlehrer war das wohl nicht zu vermeiden.
Die beiden Männer unterhielten sich eine Weile, besprachen den Fortschritt des Sohnes und, ob es Cian nun passte oder nicht, auch das Gehalt des Lehrers. Die Münzen war er wohl wert. Währenddessen ging man im Haus den weiteren Geschäften nach. Man hatte sich an derlei Gespräch wohl längst gewöhnt. Natürlich auch an die Anwesenheit des Fechtlehrers.
Um so überraschender also, als Cian gerade die Augen geschlossen hatte um einen Gedanken abzuschließen, war es, dass er plötzlich einen stechenden Schmerz im Bauch verspürte. Erst mit Öffnen der Augen stellte er fest, wie wörtlich genau dies zu nehmen war. Sein Blick tastete empor an dem Mann, der die Klinge geführt hatte, schnell und ohne Laut. Ihm wurde schlecht von dem Gedanken, dass er ihn selbst hierher gebeten hatte. Oder vielleicht einfach nur von den Vorgängen in seinem Körper, über die er sich im Moment eigentlich gar keine Gedanken machen wollte.
Bis er zusammenbrach. Bis es dunkel wurde. Und still. Und dann… Nichts. Eine lang ersehnte Kälte und Ruhe. Und schließlich kein Weg zurück.
“Vielleicht hättet ihr mehr darüber nachgedacht, wäre es euer Sohn gewesen, dem man die Hand abschlug…”, flüsterte Dravill dem Mann zu, der schlaff und schlaffer an seiner Klinge hing. Warum er dies getan hatte, welcher Impuls ihn geführt hatte, konnte er selbst nicht sagen. Seltsam war nur, dass der Mann, dessen Leben er genau in diesem Moment nahm, ihm nicht zu zürnen schien. Zumindest nicht, wenn man seinem Blick Glauben schenken konnte.
Und dann rannte er, rannte zu seinem Pferd und ritt los. Was dann geschah, hatte er vergessen, als er die Augen wieder aufschlug. Er war weit weg. Auch für ihn gab es nun keinen Weg mehr zurück.
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