Gebrochen

Micah… Du ahnst nicht, was ich sehen musste. Du musst es nicht ahnen. Du weißt es. Mitleid ist eine Tugend, empfindet man sie für andere. Empfindet man es jedoch für sich selbst, bleibt es egozentrisch, selbstsüchtig. Dennoch kann ich mich diesen Selbstmitleids nicht frei sprechen. Noch immer spüre ich diese Hände… Klauen! Ein Schmerz, der nicht vergehen mag. Ist das gerecht, Micah?

Egal was man fragt, meinen Worten scheint man meines Blutes wegen nur wenig Glauben zu schenken. Außer bei einem Blick, den sie selbst fürchten. Der Prinz jedoch hört zu. Oder besser, sie wird es, zu gegebener Zeit. So diese kommt werde auch ich sie hören können. So die Vereinbarung. Bis dahin gilt es weiterhin geduldig zu bleiben, egal wie schwer es fällt.

Was der Clan benötigt und was er wünscht sind zwei verschiedene Dinge. So sehe ich es jedenfalls. Aber einer meiner Brüder widerspricht darin. Ich weiß nicht, ob ich ihn zur Vernunft bringen kann. Ich kenne ihn nicht. Aber mit Deiner Hilfe mag es mir gelingen, so hoffe ich. Lange bin ich noch nicht hier, doch die Liste der Enttäuschungen ist bereits zu groß. Vergib mir, wenn du kannst.

Der alte Feind ist hier. Es steht also fest. Ich frage mich, ob auch ich bereits überwacht werde. In jedem Fall muss ich davon ausgehen. Aber Nayrem hilft weiter. Sie ist über jeden Zweifel erhaben, darin scheinen sich sogar alle einig zu sein. Aber man quält sie, quält sie gern. Kennt ihre Tiefen und Untiefen nicht. Arme, gequälte Seele. Ich frage mich welchen Preis ihr Lächeln haben mag.

Der Schmerz zehrt an mir, Micah. Ich kann es nicht leugnen. Mit jeder Stunde werde ich müder, möchte nachgeben wie Jana es tat. Doch was bliebe, wenn ich es täte? Nein. Ich darf nicht. Natürlich nicht. Und ich werde es nicht tun. Dennoch… In mancher schwacher Stunde wünschte ich, ich könnte.

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