Kettenrasseln

Immer wieder sprach der Mann die Worte leise vor sich selbst hin. Um sie nicht zu vergessen. Feder und Tinte oder auch nur einen Kohlestift für ein eigenes Tagebuch hatte er hier nicht. Und einige Tage war er nun schon hier. Er würde nicht schreiben können, das stand fest. So hatte er nur seine Stimme. Ein leises, stetiges Murmeln in den Zellen, das man jenseits der Gitter bereits nicht mehr ausmachen konnte.

Versagt habe ich. Die Wachen haben es mir inzwischen gesagt, voll Spott. Zwar traf meine Klinge, jedoch gelang es dem verdammten Medicus sein Leben zu retten. Und damit schwindet nun jede Hoffnung für mich selbst noch zu leben. Denn der Magistrat ist kein gnädiger Mann. Sobald er wieder stehen kann, wird er sein Urteil fällen. Ich weiß zu gut, wie es lauten wird.

Der Junge wird wohl nie davon erfahren. Sei’s drum. Welchen Nutzen hätte er auch davon. Am Ende käme der Magistrat noch auf die Idee dem Jungen anzulasten, er habe mich angestiftet oder von seinem gestohlenen Geld bezahlt. Nein, so ist es wohl besser.

Es gibt viele Menschen hier, in den Kerkern. Der Gestank ist übel. Das Essen auch. Und die Brühe wage ich kaum als Wasser zu bezeichnen. Dennoch ist man hier auf seine sehr eigene Art einsam. Ich elender Idiot! Dabei hätte ich hier eine Zukunft haben können.

Egal. Sie wird es nie wissen. Wird sich nie deswegen Gedanken machen. Damit hat sie ihren Frieden und, so es die Götter erlauben, ich den meinen, sobald man mich hier erlöst. Die Frage ist nur, wie lange es dauert.

Beten. Ich darf nicht vergessen zu beten. Bei den Göttern. Das darf ich nicht.

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