Stadt der Engel
Das Gute hält Einzug in Marburg. In kleinen aber nicht
übersehbaren Schritten verbreiten sich so Wesenszüge in der Stadt, die
es so bisher nicht gegeben hat. Über die Einrichtung einer mobilen
Armenküche wurde bereits berichtet.
Nun gibt es eine neue Figur auf dem Brett der Wohltäter. Eine
Geschichte, die Hollywood nicht besser hätte schreiben können. Eine
Geschichte, die auf Wiederholung hoffen lässt. Eine Geschichte, die
Hoffnung für Marburg gibt.
Alles beginnt mit einem Liebesdrama: Eine junge, attraktive Frau
verliebt sich in den falschen Mann. Er führt sie an Drogen heran, die
er noch dazu selbst verkauft. Die Beziehung, anfangs bilderbuchhaft,
beginnt schnell abzusacken auf einer Achterbahn drogengestützter
Emotionalität. Aber wer sich einmal in einem Netz von Lug, Trug und
Beschaffungskriminalität verstrickt, der kommt da so schnell nicht
wieder raus. Das musste auch die Heldin dieser Geschichte feststellen.
Auf den ersten Blick eine ausweglose Situation. Vor allem, wenn
man kein soziales Netz wie Freunde und Familie mehr hat, auf das man
zurückgreifen kann. Niemand, der sich die Probleme anhört, einen für
ein paar Nächte zu sich aufnimmt oder einfach mal ein ernstes Wort mit
dem Übeltäter wechselt.
Doch das Schicksal und ein bisher namenloser Verbund mutiger
Marburger wollten es anders. Es findet sich wohl durch Zufall
tatsächlich ein Mann, der dieser Frau zuhört und sich ihrer Probleme
annimmt. Wenige Tage später erstattet nunmehr geläuterte Exfreund
Selbstanzeige und wandert, laut Gerichtsakten, für drei Monate hinter
schwedische Gardinen. Sein Auto bleibt als freiwillige Spende an
unsere Protagonistin zurück.
Was genau in der Zeit zwischen dem Bekanntwerden des Falles und
der Selbstanzeige des Drogendealers vor sich ging, vermag wohl niemand
zu sagen außer den Beteiligten selbst. Fest steht jedoch: Alles
verlief völlig gewaltfrei und auf freiwilliger Basis. Und
irgendjemandem da draußen ist es nicht völlig egal was aus den
Menschen dieser Stadt wird.
In einem Interview erklärte uns eine Frau, die für die unbekannten
Helfer sprach, warum man der “Jungfrau in Nöten” geholfen habe. Sie
erklärte, man habe nicht vor der Polizei ihre Arbeit abzunehmen oder
das Gesetz zu brechen. Allerdings sei man sich der Dienstvorschriften
und Gesetzeslage bewusst genug um zu wissen, was eine Privatperson tun
kann und darf und ein Beamter eben nicht. Unserem Reporter gegenüber
versicherte man, es gäbe keine Pläne großflächig tätig zu werden.
Jedoch habe man die ungeschmälerte Absicht zu handeln, wo es nötig sei.
Der Wagen wurde nunmehr einer lokalen Anti-Drogengruppe gestiftet.
Das dürfte besonders den männlichen Betreuten zusagen. Es handelt sich
hierbei nämlich um einen Mercedes SLK, komplett mit einem
Airbrushmotiv, das sich sehen lassen kann: “Buddy Christ” aus dem Film
“Dogma” mit einem Schild in der Hand “Drugs make you fly – but won’t
get you into heaven!”.
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