Sertans Traum

Dunkelste Nacht. Kein Mond, kein Stern am Himmel. Nur ungändiges Schwarz. Kein einziges Licht den Weg zu weisen. Somit auch kein Vorwärts. Kein Rückwärts. Und kein Weg, den es zu beschreiten gälte.

Dann ein Brüllen. Die Welt um ihn wurde rot. Er wankte nach vorne, ziellos. Spürte seine Schritte nicht. Heißer Atem hing ihm im Nacken. Der einzige Grund weiterzugehen. Nicht stillstehen. Für nichts in der Welt. Schließlich wurden aus den langsamen Schritten eines stolpernden Ganges die schnellen, hastigen eines Laufenden. Doch der Atem in seinem Nacken blieb, setzte sich ungnädig fest.

Endlich ein weißes Zucken auf der Höhe, auf der er den Horizont vermutete. Er versuchte verzweifelt sich die Stelle zu merken, an der es verschwunden war und rannte weiter, diesmal darauf zu.

Nebel zog auf als er weit und weiter lief. Er konnte die Kälte und Feuchtigkeit auf der Haut spüren. Beide waren sie ihm willkommen, denn der Lauf ließ ihn schwitzen. Und es half den Räuberatem des Verfolgers zu vergessen. Ließ ihn neuen Mut fassen.

Er stolperte über etwas hartes. Dem Geräusch nach aus Metal. Als er sich wieder aufraffte schmerzten sein rechtes Bein und die rechte Hand. Über die Handfläche konnte er sein warmes Blut strömen spüren. An irgendetwas musste er sich geschnitten haben. Blut… Auch der, der hinter ihm lief roch es. Zu dem unangenehm warmen Luftzug im Nacken gesellte sich jetzt auch noch ein hungriges Grollen.

Es half nichts. Er musste weiter. Jede Zelle in seinem Körper riet es ihm und sein Geist konnte keinen anderen Gedanken mehr fassen. Bis er dann, nach einer Ewigkeit, ein Zelt erreichte, vor dem ein warmes Feuer brannte. Die Stoffe des Zeltes waren dunkles Violett, was einzig der Feuerschein preiszugeben vermochte. Während seine Augen neugierig die Raststätte aufnahmen spürte er den Atem in seinem Nacken nicht mehr, verstummte das Knurren.

Dennoch vorsichtig trat er näher an das Zelt. Seine rechte Hand streckte sich nach der Stoffbahn des Einganges aus, schob sie zur Seite und gab den Blick nach innen frei. Das Gesicht, das ihn nun ernst und ruhig ansah ließ ihn lächeln und erschauern zugleich.

“Wie weit ist dieser Weg?”, fragte er müde, verbraucht und erschlagen.

Die Stimme, die so gar nicht zu dem Gesicht vor ihm passen wollte, antwortete in einer Ruhe, die nicht menschlich war. “Die Frage ist: Wie weit kannst du gehen?”

Die Antwort hatte Dravill, als er wieder erwachte. Die Müdigkeit war von ihm abgefallen. Er fühlte sich erfrischt und lebendig. Seine Augen suchten wach die dunkle Zelle ab, hefteten sich schließlich an die Tür. Irgendwann würde kommen, worauf er wartete.

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