Fegefeuer

Der Rauch einer Fackel stoch Cian scharf in die Nase. Kein fremder Geruch. Jeder Mensch kannte diese Art Feuer. Jeder brauchte sie. Aber für ihn war es immer mehr als einfach nur Feuer gewesen. Jedenfalls fast immer. Seit 15 Jahren nunmehr immerhin.

Der Schein jener Fackel blendete ihn von links. Er hielt sie also auch in der linken Hand. Merkwürdig, dass er darüber erst nachdenken musste. Das Holz vor sich sah er wohl. Es waren nur wenige Schritt. Ihm war auch bewusst, dass jemand auf diesem Holz stand. Aber eine weite Robe verhinderte, dass er auch nur das Geschlecht jener Person ausmachen konnte. Und eine Kapuze ließ auch das Gesicht unerkannt.

Die Sache war gerecht. Auch das wusste er. Aber an das Verbrechen konnte er sich nicht mehr erinnern. An gar nichts von dem Fall. Nur die Strafe, die war in sein Hirn gebrannt. Er würde sie nie vergessen. Und er würde sie ausführen. So trat er also vor, senkte die Fackel und wartete, bis ihr Feuer züngelnd auf das aufgeschichtete Holz übergriff. Es dauerte nicht lange.

Auch der nächste Geruch dauerte nicht lange um Cian ebenso penedrant in der Nase zu stechen, wie der eigentliche Fackelgeruch. Es roch nach altem, brennendem Stoff. Nach schmorendem Horn. Nach Fleisch. Er verspürte einen dumpfen Schmerz, konnte aber nicht genau ausmachen woher er kam.

Ihm wurde klar, dass es Nacht sein musste. Alles um ihn herum war kalt, außer eben das vor ihm. Jedenfalls bis jetzt, da es ihm bewusst wurde. Dann, plötzlich: Alles hell! Jetzt konnte er Schreie hören. Nicht die eines Menschen. Dutzende mussten es sein. Das Knistern brennenden Holzes. Zu viel Holz. Viel zu viel Holz! Irgendwo gab knarrend ein Balken nach. Er hörte Steine hart auf dem Boden aufschlagen. Das hier war nicht richtig. Nichts hier war richtig! So hätte es nicht kommen dürfen!

So würde es nicht kommen dürfen…

Bookmark the permalink. Follow any comments here with the RSS feed for this post.
Trackbacks are closed, but you can post a comment.

Leave a Reply