If you are distressed by anything external, the pain is not due to the thing itself, but to your estimate of it; and this you have the power to revoke at any moment.
– Marcus Aurelius Antoninus
(Spoiler-Warnung: Wer nicht zu viel über den Charakter erfahren möchte, möge bitte nicht weiterlesen.)
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Schnellschwinge uns wieder zu Zarif führt. Ich hatte gehofft, der Vogel wäre wegen seines Herren hier, dem jungen Frederic, Estelles Bruder. Aber statt diesem fanden wir erneut den Feldscher. Ein Fanatiker, der nicht umzustimmen war. Man wolle den Menschen die Heilung von allen Krankheiten, allem Leid bringen. Die Unsterblichkeit winkt. Wie oft haben Männer schon an diese Versprechen geglaubt? Und wann ist je etwas anderes daraus entstanden als noch mehr Leid für alle Beteiligten.
Es gab keine Wahl. Zarif musste sterben. Glücklicherweise begriff Karquass diese Notwendigkeit ebenfalls. Einen Moment hatte ich daran gezweifelt, hatte geglaubt, sie würde meinen Fehler wiederholen. Dann stürmte sie unerwartet auf den Mann zu und gab mir die Gelegenheit zu tun, was getan werden musste. Sogar in seinen letzten Atemzügen bot er sich dem Tier an. Ein Handeln, das so manchem Söldner einen Schauer den Rücken hinabgetrieben hätte. Er sprach davon, man würde sich wiedersehen. Ich hoffe, das Feuer hat ihm und der Frau, die ihn zu schützen suchte, diesen Weg genommen. Beim besten Willen, ich weiß nicht, wie man jemandem die Unsterblichkeit nehmen will.
Aber er arbeitete nicht alleine. Wir fanden Briefe bei ihm, denen zufolge es ein ganzes Netzwerk an Gläubigen gibt, die – wie er – bereit sind, alles für ein Gelingen ihrer Pläne zu opfern. Sklavenhandel, Bestechung, dunkle Rituale… Sie tun wörtlich alles, was nötig ist.
Karquass ließ sich nicht aufhalten. Ihre Sorge um Siben – und entfernt vielleicht auch die um Frederic – ließen es nicht zu, dass sie mit de Bosquet und mir nach Daggerfall zurückkehrten. Alleine haben wir gegen ein ganzes Netzwerk kaum eine Chance. Renard sah dies ein oder beugte sich dem Willen seines Herrn. Karquass und ihr dreimal verfluchtes Verständnis von Ehre ließen ihr diesen Weg nicht. Ich hoffe, wir holen sie mit Verstärkung rechtzeitig ein. Ich hoffe, Gartub kann sie davon überzeugen, dass alleine weiterzuziehen keinen Sinn ergibt. Sie versprach, sich aus dem Schlimmsten rauszuhalten, aber nur ein Narr würde glauben, ihre Entschlossenheit würde sie den Rückzug wählen lassen.
Ihr Mut in Ehren, so hatte ich auch an die anderen zu denken. Daggerfall, wo man seit Wochen, Monaten nichts von Graf Salas hörte. Sich wahrscheinlich sorgt. Nicht nur um mein Leben, sondern schlicht auch um einfache Dinge wie das eigene Auskommen. Mein Name bedeutet Lohn und Brot für andere. Dennoch will sich der Gedanke nicht abschütteln lassen. Bin ich aus Feigheit zurück? Oder ist es wirklich Bedachtheit für andere und mich? Mir ist klar, dass ich dies niemals korrekt bemessen können werde.
Kapitän de Bosquet jedenfalls ritt mit mir zurück. Es liegt nun an ihm, ein Schiff seetauglich zu machen und ausreichend zu bewaffnen – und an mir Männer und Frauen zu finden, die bereit sind dieser Orsimer und ihrem Hitzkopf den Hintern zu retten.
Aber ein falscher Titel hat schon viel bewegt auf diesem Weg. Wer weiß. Vielleicht vollbringt er für unmöglich gehaltene Wunder. Weder Renard noch Karquass scheinen bisher Lunte gerochen zu haben. Als der, dessen Hals in der Schlinge hängt, glaube ich natürlich zu viele Fehler gemacht zu haben, zu viele Hinweise gegeben zu haben. Ob sie auch folgen würden, wüssten sie um den falschen Grafen? Ohne Frage wird auch dies die Zeit irgendwann zeigen. Für den Moment gibt es andere Probleme. Zwei junge Männer und die Frau, die sie retten will.
Haltet durch, Karquass. Die Götter mögen geben, dass ihr nichts Dummes tut.
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